FLANIEREN AUF HISTORISCHEN SPUREN
Konzept
Die Lage der Stadt an der historisch bedeutenden Handelsroute Köln – Aachen – Antwerpen und das durch den Tagebau überformte Umland haben die baugeschichtlichen Entwicklungen Bergheims maßgeblich geprägt. Die als heterogen zu bezeichnende innerstädtische Verbindungsachse entlang der Hauptstraße wird heute ihrer Funktion als Lebensader und attraktiver Einkaufs- und Erlebnismeile nicht ausreichend gerecht. Die Profilierung und gleichzeitige Verbindung von Alt- und Neustadt birgt großes Potential, um Bergheim eine deutlich gesteigerte Anziehungskraft zu verleihen.
In unserem Entwurfskonzept reichen sich das historische und neuzeitliche Stadtzentrum im Bereich der kleinen Erft die Hand. Als konstantes und identitätsstiftendes Rückgrat prägt zukünftig die neugestaltete Hauptstraße als charakterstarke Promenade die Innenstadt. Durch eine zusammenhängende Flaniermeile und die daran angedockten unterschiedlichen Platzsituationen entsteht ein hochwertiges innerstädtisches Ensemble, das mit einer Vielzahl an Atmosphären aufwarten kann. Der an den Ufern der Erft gelegene Hubert-Rheinfeld-Platz bildet dabei die Mitte und das kommunikative Herz der ”Bergheimer Waage”.
„Via Libra“ (libra, lateinisch für ‚Waage‘ und ‚Pfund‘)
Neben dem Leitbild der urbanen Promenade versteht sich der Entwurf als Vervollständigung des freiräumlichen Entwicklungskonzeptes „Stadtmauer InSzene“ mit seinen geplanten spielerischen und geschichtlichen “Meilensteinen”. In Fortsetzung der “Bergheimer Spuren“ im Umfeld des Wallgrabens soll die facettenreiche Geschichte der Stadt in Form eines “Zeitstrahls” entlang der Hauptstraße erzählt werden. Als verbindendes Element zwischen Alt- und Neustadt kennzeichnet die im Boden integrierte ”Via Libra“ die neue Bergheimer Promenade. Der elegante Zierstreifen aus Naturstein bildet die Grundlage für ein Leit- und Orientierungssystem im innerstädtischen Zentrum Bergheims.
Entlang des Zeitstrahls wird die Geschichte Bergheims erlebbar gemacht. Die Start- und Endpunkte bilden dabei die Stationen Aachener Tor in der Altstadt und Grünes Tor im Bereich der Neustadt. Zwischen diesen beiden Polen wird begleitend zur Altstadt die historische und im Bereich der Neustadt die zeitgenössische Geschichte der Stadt erzählt. In den an ein Ziffernblatt erinnernden “Zeitzeichen“ werden die wichtigen historischen Ereignisse der Stadt in Form von Bodenintarsien kommuniziert. Ergänzend dazu werden durch feine Symbole Hinweise auf besondere Denkmäler oder auf wichtige kulturelle Einrichtungen gegeben. Neben der Funktion als Leitsystem dient das Band der „Via Libra“ auch der linearen Entwässerung und als taktiles Leitsystem. Die entlang der Stadtmauer geplanten „Meilensteine“ in Form der Spiel- und Lernstationen werden in die Gesamtkonzeption eingebunden und im Bereich der Gassen durch entsprechende Wegezeichen innerhalb des Zeitstrahls markiert.
Platzsituationen
Hubert-Rheinfeld-Platz
Der multifunktionale Stadtplatz bildet das Zentrum und die Mitte der Bergheimer Waage, und schafft den Zugang zum Wasser. Räumlich und gestalterisch sucht der Hubert-Rheinfeld-Platz bewusst den Schulterschluss zur kleinen Erft. Die heute als heterogen zu beschreibenden Raumkanten werden durch Baumsetzungen ergänzt. Die eigentliche Platzfläche hebt sich durch einen richtungslosen hochwertigen Kleinsteinbelag als Platz-Spiegel ab. Somit bekommt der Platz eine neue, angemessene Maßstäblichkeit. Der Platz-Spiegel wird durch den vorhandenen Spiel- und Erlebnisbrunnen akzentuiert, der zur heißen Jahreszeit für Abkühlung sorgt und an seiner identitätsstiftenden Lage im Zentrum erhalten bleibt. Ansonsten bleibt der Großteil des Platzes als multifunktionaler innerstädtischer Platzraum frei von weiteren Elementen. So wird ausreichend Raum gegeben, um temporäre Nutzungen wie die wöchentlichen Märkte stattfinden zu lassen. Definierte Nutzungen spielen sich vor allem an den Platzrändern ab. Hier wird Aufenthalt angeboten und Situationen zum Verweilen angeboten. „Sehen und gesehen werden“ sind das Prinzip dieses als städtische Bühne interpretierten Freiraums.
Aachener Tor & Grünes Tor
Die beiden Entrée-Situationen im Westen und Osten bilden sich als klar differenzierte Platzräume innerhalb der Alt- und Neustadt ab. Das Aachener Tor definiert den steinernen Eingang in die Altstadt. Durch das Entfernen der kleineren Gehölze wird dem Wahrzeichen der Stadt ausreichend Raum gegeben, um sich zu präsentieren. Das Entrée in der Neustadt hat einen anderen Charakter: Hier entsteht eine grüne und schattige Platzsituation unter dem Blätterdach der bestehenden Platanen, die eine einladende Atmosphäre erzeugen.
Alter Marktplatz Georgskapelle & Vorplatz zur Sparkasse
Der Querschnitt der Fußgängerzone weitet sich im Bereich der Georgskapelle und an der Sparkasse auf. An diesen beiden Aufweitungen entstehen besondere Situationen, wo neben großzügigen Aufenthaltsangeboten auch Spiel für Kinder angeboten wird. An der Georgskapelle entsteht durch ebenerdige Trittplatten ein Glockenspiel und an der Vorzone zur Sparkasse wird spielerisch der Ablauf von Braunkohleförderung erzählt.