Der DFB in Frankfurt am Main ist mehr als der Hauptsitz des größten nationalen Sportfachverbands der Welt. Als gesellschaftliche Institution und großes soziales Netzwerk vereint er in einem Gebäude die zentralen Säulen Nationalmannschaft, Bildung und Innovation rund um den Fußball in Deutschland.
Unter dem Motto „Der Sport formt das Haus“ entstand nach einem Entwurf von kadawittfeldarchitektur und GREENBOX Landschaftsarchitekten die neue Heimat des DFB und seiner Akademie mit Zentralverwaltung, Athletenhaus-, Konferenz- und Schulungszentrum sowie modernsten Sporteinrichtungen. Gleich einer kleinen Stadt sind Fußball und Verwaltung im neuen Campus und unter einem Dach zusammengewachsen.
Umgeben vom Grün des Frankfurter Stadtwalds liegt das Gelände der ehemaligen Galopprennbahn im Stadtteil Niederrad. Innerhalb dieses grünen Rahmens, der wie ein natürlicher Puffer zur Umgebung funktioniert, bildet das Wechselspiel von gebauten Räumen, Sportplätzen, dicht bewaldeten Bereichen sowie kleinen Plätzen und Lichtungen einen gemeinsamen Campus.
Waldcampus
Die Grundidee der Freiraumkonzeption bestand in der Anlage eines zusammenhängenden klimaresilienten Waldcampus: ein Ort, der sich in den bestehenden Frankfurter Stadtwald einbettet und den Spielern, Trainern und Schiedsrichtern optimale Bedingungen zum Lernen und Weiterbilden bietet. Der neue Bürgerpark im Norden des Grundstücks ist Teil der Idee, die Gesamtfläche zu begrünen und den Bürgerinnen und Bürgern neue Freizeitmöglichkeiten zu schaffen.
Durch das Verzahnen von Gebäude, Blätterdach, Sport- und Freiflächen entstand ein spannungsreiches Mosaik in der Stadtlandschaft, das sich zu einer geschützten Einheit zusammenfügt. Ein flexibler Freiraum, der unterschiedliche Nutzungen ermöglicht und durch seine Gestaltung den Charakter der umliegenden Landschaft und städtebaulichen Situation aufnimmt.
Lichtung
Eingebettet in eine gewachsene, urbane Grünstruktur liegen die großen und kleinen Freiflächen der Sportfelder und Außenbereiche der Akademie wie in einer Lichtung im Stadtwald. Das Wechselspiel aus Spielfeldern, offenen Platz- und Wiesenflächen und dicht bewaldeten Flächen lässt ein vielfältiges Raumgefüge aus großen Öffnungen, kleinen und intimeren Hainen und Ruhezonen entstehen. Die vom Wald umgebene Lichtung bildet Orte verschiedener Qualitäten aus: Konzentration, Entspannung und Arbeit. Extensive Blütenwiesen fördern die Biodiversität am Standort, schattige Nischen mit eingestreuten Sitzgelegenheiten bieten Aufenthaltsmöglichkeiten zur Kommunikation und Regeneration.
Vorplatz
Während der Boulevard den Sportbereich mit den geschützten, internen Funktionen wie Akademie, Athletenhaus, Sport- und Mehrzweckhalle sowie Marktplatz vom zentralen Eingang in der Schwarzwaldstraße aus erschließt, liegt der öffentlich repräsentative Bereich im Süden an der Kennedyallee. Hier befinden sich das Verwaltungsgebäude, die großen Besprechungsräume, die Besucherzone inklusive Fanshop und der Pressebereich.
Wie durch eine Schneise im grünen Saum wird der Besucher auf das großzügige, repräsentative Entrée geleitet. Dieser, zu besonderen Anlässen dem Empfang der Mannschaftsbusse und VIPs dienende Platz, vereint mehrere Funktionen. Unter dem Blätterdach einer großen, bestehenden Eiche befindet sich ein Bereich zum Verweilen, die Vorfahrt und Aufenthaltsmöglichkeiten sind direkt am Haupteingang verortet. Der südliche Bereich des Vorplatzes ist teilweise mit extensiven Pflanzböschungen gerahmt. Ein lichter grüner Schattenhain aus ergänzten Bestandsgehölzen wie Kiefern und blühenden Kirschen bildet eine grüne Pufferzone zur stark befahrenen Kennedyallee. Bepflanzte fünfeckige Grünflächen mit immergrünen Bodendeckern und integrierten Sitzstufen in hochwertiger Materialität bieten eine hohe Aufenthaltsqualität.
In Anlehnung an die aus der Ansicht eines Fußballs bekannten Pentagone, fließen einzelne abstrahierte fünfeckige Bodenintarsien spielerisch in nahezu weiß und schwarz durch die befestigten Platzflächen bis in den Innenraum im Erdgeschoss und verbinden Innen und Außen.
Sportboulevard
Als alles miteinander verbindendes Rückgrat fungiert der Sportboulevard, der als direkte Fortsetzung der Hauptachse aus dem Inneren des Gebäudes in den Außenraum führt und das großräumige Areal klar strukturiert. Von hier aus sind alle Sportflächen und Nutzungsbereiche zu erreichen. Ein Netz aus befestigten Seitenarmen und kleinen Platzsituationen bindet die abgelegeneren Orte und Sportanlagen subtil an.
Zwischen Athletenhaus und dem Wettkampfspielfeld spannt sich ein hochwertiger Aufenthaltsbereich auf, welcher in einer architektonischen Sitzstufenanlage abschließt; ein Freiraum als kommunikative Mitte unmittelbar an den Sportanlagen. Auch hier findet sich das Fünfeck in der Gestaltung des Belags aus Possehlbeschichtung wieder. Einzelne polygonale Grünflächen mit schattenspendenden Gehölzen, malerischen Pflanzungen aus Pampasgras und Sitzmöglichkeiten schaffen eine angenehme und freundliche Aufenthaltsatmosphäre direkt vor dem Athletenhaus und den Sportanlagen. Die Stufenanlage am Wettkampfspielfeld bietet Sitzplätze für zahlreiche Zuschauer, drei Treppenanlagen garantieren eine gute Zugänglichkeit.
Skylinedeck
Im 2. Obergeschoss, den Seminarräumen vorgelagert, bietet ein großzügiges Lärchenholzdeck besten Ausblick auf die Sportanlagen sowie die gesamte Anlage bis hin zum Bürgerpark und der Frankfurter Skyline. Einzelne separierte Flächen mit pflegeleichten Pflanzungen aus Federgras schaffen lebendige kleine Inseln auf der flächigen Holzterrasse.
Innenhöfe
Die Innenhöfe befinden sich in unterschiedlichen Ebenen und fügen sich dem übergeordneten Gestaltungsansatz des Waldcampus und der Formsprache der Innenarchitektur. Sie sind funktional dimensioniert und stellen unterschiedliche Pflanz- und Gestaltungsthemen dar. Auch hier findet sich das Fünfeck als Gestaltungselement wieder. Teilweise bepflanzte, teils als Sitzgelegenheit nutzbare polygonale Elemente aus Cortenstahl und Lichtbeton zieren die Höfe.
Fotos: Nikolai Benner, oberstes Luftbild: Eduardo Perez