Urbane Dachgärten für lebenslanges Lernen und Erfahren
Situation
Im Rahmen der Bochum Strategie 2030 plant die Stadt Bochum, im historischen Postgebäude vis-à-vis zum Rathaus am Willy-Brandt-Platz, das Haus des Wissens zu verwirklichen. Als junger, dynamischer Wissenschaftsstandort mit über 250 Studiengängen hat Bochum ein enormes Spektrum an Perspektiven zu bieten. Ziel der Stadt Bochum ist es daher, einen innerstädtischen Begegnungsort zu schaffen, der Wissen und das lebenslange Lernen und Erfahren bündelt und seine Strahlkraft über die Stadt hinaus entfaltet. Mit dem Haus des Wissens entsteht ein multifunktionales Gebäude, das die vier Nutzungen Stadtbibliothek, Volkshochschule, UniverCity und Markthalle unter einem Dach vereint und einen Ort der Partizipation und des Wissensaustausches schafft. Zusammen mit dem Rathaus bildet der fast 100 Jahre alte roter Backsteinbau ein wichtiges städtebauliches Gebäudeensemble. Das Bestandsgebäude wird im aktuell als Parkplatz genutzten Innenhof durch einen angegliederten Neubau erweitert. Auf dem Dach des Gebäudes entsteht eine intensiv begrünte Dachlandschaft als hochwertiger Aufenthaltsort. Im Erdgeschoss schafft ein grüner Innenhof zusätzlich wertvollen Freiraum für Begegnungen.
Urbane Dachlandschaft
Die Topografie der begehbaren und begrünten Dachlandschaft, die sich in drei Zonen über die gesamte Grundfläche des Neubaus erstreckt, entwickelt sich aus der charakteristischen Deckenfaltung des Neubaus heraus. So entsteht eine markante Terrassierung, die im Bereich der barrierefreien Erschließung durch Böschungen partiell aufgelöst wird. Die Linienführung für Wege, vielfältige Pflanzflächen und Aufenthaltsbereiche sowie die Oberflächengestaltung sind geradlinig und orientieren sich an den verschiedenen Terrassenniveaus bzw. vermitteln zwischen diesen. Die Formsprache im Innenhof hingegen ist organisch und bildet einen gestalterischen Gegenpol zu der stringenteren Gestaltsprache der Dachlandschaft.
Großer Dachgarten: Skydeck, Wandelgang, Logen und Dachterrassen
Der Zugang zum großen Dach erfolgt über zwei großzügige urbane Dachterrassen im vierten und sechsten Obergeschoss mit flexiblen Nutzungsmöglichkeiten. Das Skydeck mit der Dachbar lädt zu einem Blick über Bochum ein. Die lange Dachterrasse im vierten Obergeschoss verbindet das große und kleine Dach und bietet mit der „Langen Tafel“ einen kommunikativen Treffpunkt.
Der Dachgarten wird über fünf Terrassierungen gestaffelt. Die unterschiedlichen Niveaus werden über Treppen und Rampen erschlossen. Die so entstehenden Böschungen werden intensiv mit Stauden, Gräsern und Gehölzen bepflanzt. Der Bereich bildet einen Wandelgang, der nicht nur der barrierefreien Erschließung dient, sondern zum Erleben der Dachlandschaft einlädt.
Angegliedert an die Podeste der Treppen führen lineare Wege in die Gartenlogen. Großzügige Lounge- und Sitzelemente fügen sich in die höhengestaffelte Bepflanzung ein. Die Logen werden durch Rasenstufen ergänzt, die ebenfalls zum Verweilen einladen. Dieser Bereich eignet sich als urbaner Garten und große Tribüne für Veranstaltungen und Events. Der gegenüber stehende Schlegelturm bietet eine Projektionsfläche für eine digitale Bespielung. Zudem integrieren die Logen die Oberlichter und binden diese in die Gestaltung ein.
Gehölzsäume rahmen die Dachlandschaft am Rand mit kleinwüchsigen Bäumen und einzelnen Solitärsträuchern. Die Vegetationsflächen werden zur Erhöhung der Biodiversität mit Stauden, Gräsern und Geophyten bepflanzt. Einzelne Baumpflanzungen in Kübeln vervollständigen den Gartencharakter im Bereich der Terrassen.
Stand Vorentwurf: © GREENBOX
Kleiner Dachgarten: Urban Gardening und Green Labs
Das kleine Dach im dritten Obergeschoss bietet den Nutzer:innen Urban Gardening-Flächen für das gemeinsame Gärtnern. Insgesamt stehen ca. 65 m² für eine Bewirtschaftung zur Verfügung, gefasst von einer zurückhaltenden Rahmenpflanzung. Längliche Kräuterbeete vor der nördlichen Fassade können dabei mitgenutzt werden. Die mittlere Ebene bietet Flächen und technische Anschlussmöglichkeiten für zwei smarte Gewächshäuser, die Green Labs. Die digital überwach- und steuerbare Gartenlabore können beispielsweise im Rahmen einer Kooperation mit der Universität oder als Projektarbeit anderer Institutionen entwickelt und genutzt werden.
Innenhof
Über den grünen Innenhof gelangen die Besucher:innen von der Markthalle in den Außenbereich. Organische Formen sowie ein hoher Anteil an unversiegelten Flächen charakterisieren diesen Freiraum, der die Themen Aufenthalt und ökologische Nachhaltigkeit verbindet. Naturnahe, großflächige Bepflanzungen sowie vier Retentionsteiche mit dauerhaftem Wasseranstau prägen den baulich vollständig eingefassten Innenhof und unterstützen ein positives Mikroklima. Ein großzügiges Holzdeck entlang des Gebäudes ermöglicht den Zugang aus der Markthalle und führt über eine Treppe sowie eine Rampenanlage in den Innenhof. Eine Sitzstufenanlage aus Betonelementen wird an die Holzterrasse angegliedert und ermöglicht einen attraktiven Aufenthalt am Wasser und den Vegetationsbereichen. Durch Hochstaudenfluren und Gräserpflanzungen wird ein leicht erhöhter Holzsteg geführt, der zum Wandeln und Aufenthalt einlädt. Im südlichen Bereich befindet sich der Logistikbereich mit Flächen für die Anlieferung und Entsorgung. Eine Anlieferrampe überbrückt den Höhenunterschied zum höher liegenden Erdgeschoss der Markthalle. Ein überfahrbarer Unterfluraufzug ist Teil des Entsorgungskonzeptes. Im Innenhof werden zudem Flächen für die Feuerwehr nachgewiesen.
Abbildungen: © cross architecture (Visualisierung: rendertaxi)