Der Ortskern der Gemeinde Waldeck besticht bis heute mit einer als Gesamtensemble erkennbaren und teils gut erhaltenen historischen Fachwerkstruktur. Die erhöhte Lage auf einer Hügelkuppe bietet immer wieder schöne Ausblicke in die umliegende Landschaft und auf das in direkter Nähe gelegene, gut erhaltene Schloss Waldeck. Die Lage der historischen Stadtmauer ist auch heute noch im Dorfkern ablesbar und erlebbar. Viele Fachwerkhäuser prägen das Bild. Gastronomie, Einzelhandel und Infrastrukturen für den Tourismus bilden den wirtschaftlichen Motor des Ortes.
Der Kernbereich der Gemeinde war allerdings ein wenig in die Jahre gekommen. In den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Bereich um den Marktplatz im Sinne der damals üblichen verkehrsgerechten Planung zugunsten des motorisierten Verkehrs umgebaut. So stellte sich der Mittelpunkt der Siedlung in erster Linie als Straße und Parkplatz dar. Es mangelte an Aufenthaltsqualität und repräsentativem öffentlichem Raum.
Waldeck ist als beliebter Luftkurort überregional bekannt und stellt den Ausgangspunkt für viele Wanderungen im nahe gelegenen Naturpark Kellerwald und am Edersee dar. Schloss Waldeck ist ein großer Anziehungspunkt der Region. Zahlreiche Naherholungssuchende besuchen den Ort jedes Jahr, weshalb sich die Stadt ein repräsentativeres und ganzheitliches Erscheinungsbild wünschte.
Der Entwurf wertet die Dorfmitte räumlich und funktional auf und macht sie besser erlebbar. Ein durchgehender Materialteppich für den Bereich innerhalb des historischen Stadtmauerrings, dem historischen Kernbereich Waldecks, bietet eine adäquate Bühne für die wertvolle ortstypische Fachwerkstruktur. Der Altstadtrundwanderweg ist über den einheitlichen Belag mit dem Kernbereich verknüpft. Die Ortsmitte, der Marktplatz, wurde als großzügiger öffentlicher Raum durch eine Platzintarsie markiert.
Die Fahrbahn der L 3256 wurde im Bereich des Altstadtrings durch einen farblich auf das Kleinsteinpflaster abgestimmten Asphalt klar definiert. Zusätzlich zum Farbwechsel bremsen Auframpungen an dieser Stelle im Sinne des verkehrsberuhigten Geschäftsbereichs den Verkehr auf 20 km/h ab. Der restliche Raum steht allen übrigen Nutzern gleichberechtigt zur Verfügung. Gezielte Baumneupflanzungen stärken die Raumbildung und Wegeführung.Der Bodenbelag des Marktplatzes wurde als Platzintarsie aus hochwertigen, rutschfesten und leicht zu reinigenden Betonsteinplatten gefertigt.
Den südlichen Bereich des Plattenspiegels haben wir zugunsten einer ebenen Platzfläche leicht angehoben. Zwei verschleifende Stufen überwinden den Höhenunterschied zur Schulstraße/L 3256. Barrierefreie Zugänge befinden sich an den übrigen Seiten des Platzes. Durch das Anheben der Platzfläche wird das unerwünschte Befahren des Marktplatzes ohne Einsatz von Absperrpollern unterbunden.
Der südliche Platzbereich wurde als offener Platz mit Raum zum Treffen und Pausieren ausgebildet. Der „Waldecker Stern“ ist das Markenzeichen der Region; alle Gemeinden des Landkreises tragen den Stern im Wappen. Dieses Symbol haben wir für das Fontänenfeld am Marktplatz aufgegriffen. Das Wasserspiel spendet angenehme Frische an heißen Sommertagen. Die Bänke unter den Solitärbäumen laden zum Verweilen ein.
Fotos: Nikolai Benner