Brückenpark und Grünes Band
In Leverkusen entsteht im Stadtteil Opladen auf rund 70 Hektar ein neues Stadtviertel – die Neue Bahnstadt Opladen. 100 Jahre lang war Opladen Eisenbahnerstadt. Ende 2003 wurde das Bahn-Ausbesserungswerk durch die DB geschlossen. Seit 2008 entwickelt die Stadt Leverkusen hier ein neues Stadtviertel mit Wohnen, Bildung, Arbeiten, Einkaufen, Grün und Freizeit. Durch die Bahnstadt verläuft die Personen- und Güterzugstrecke Köln-Wuppertal.
Auf der Westseite der ehemaligen Bahnflächen entsteht bis 2023 im Rahmen dieses Konversionsprojekts der neue Stadtteil Bahnstadt West. Das Quartier ist sowohl durch Wohnbebauung als auch durch Dienstleistung, Handel und Gewerbe gekennzeichnet und stellt eine Erweiterung des gründerzeitlich geprägten Opladener Stadtzentrums dar. Im Freiraum entstehen neue öffentliche Bereiche mit eigener Identität und hoher Aufenthaltsqualität. Hierbei ist die Verknüpfung zum Stadtquartier Bahnstadt Ost auf der Ostseite der Gleistrasse ebenso von Bedeutung wie die Verflechtung mit der Innenstadt Opladens.
Leitidee des Freiraumkonzeptes ist die Ausbildung eines durchgehenden charakteristischen „Grünen Bandes“, das das gesamte Quartier von Norden nach Süden als grünes Rückgrat durchzieht. Inspiriert durch die in Nord-Süd-Richtung verlaufenden ehemaligen Bahntrassen spannt sich entlang der Gleislinien ein durch signifikante Baumreihungen, Platzräume, Stadtmobiliare, Spielbänder sowie lineare topografische Elemente geprägtes Freiraumband auf. Im Bereich der städtebaulich wichtigen Verknüpfungsräume Bahnhofsvorplatz, Brückenpark und „Henkelmännchenplatz“ an der Wilhelmstraße verzahnt sich das Band besonders prägnant in der Ost-West-Richtung. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Verbindungen zum baulichen Bestand und zu den neuen Höfen im Stadtquartier in Form von Spiel- und Aufenthaltsinseln sowie kleinen Verbindungsplätzen.
Der 2022 realisierte Brückenpark bildet hierbei ein Kernelement des Grünzuges und als „Grünes Tor“ den Übergang zur Ostseite. Aus der Notwendigkeit der barrierefreien Abwicklung der Campusbrücke über eine Höhendifferenz von rund sechs Metern entwickelten wir die Idee einer spannungsvollen vertikal-raumbildenden „Grünen Arena“, wodurch der Weg über die Brücke zum besonders attraktiven Erlebnis wird. Im Sinne einer „living bridge“ ist hier ein belebter und vielfältig nutzbarer Freiraum für alle Generationen entstanden. Im Zentrum steht die multifunktionale Quartierswiese, die von einer sonnenexponierten Rasentribüne begleitet wird. Die einfache und robuste Stahlfachwerkskonstruktion erinnert an die industrielle Bahnnutzung und an die Architektur der Werkshallen. Durch die Begrünung der Flanken mit Kletterpflanzen entsteht ein freundlicher, atmosphärischer und transluzenter Innenraum. Die nahezu vier Meter hohen Bereiche unter den Stegbrücken werden als überdachte Fahrradstellplätze genutzt.
Das bestehende Brückensegment wurde im Bereich des „Bahn-Balkons“ auf der Ostseite des Brückenparks integriert und wiederverwendet. Der erforderliche Lärmschutz wird in diesem Bereich durch die zur Bahnallee orientierte Wand gewährleistet. Der Vorplatz auf der Westseite des Parks ist als grüner Schattenhain mit Gräser- und Strauchpflanzungen mit Standort- und klimatoleranten Solitärgehölzen mit Sitzangeboten angelegt. Die streifenförmige, versetzte Anordnung der Pflanzbeete symbolisiert die Wagenreihung der ehemaligen Güterwagons.
Die Wege wurden als barrierefreie Mischverkehrsflächen ohne Pkw-Verkehr in die Platzgestaltung eingebettet.
Die Gesamtfertigstellung der Neuen Bahnstadt Opladen ist für das Jahr 2024 geplant.
Fotos: Nikolai Benner