Im Zuge der Revitalisierung der ehemaligen Gallwitzkaserne als moderner Wohnstandort gilt es unterschiedliche Teilräume und Nutzungsansprüche gesamtheitlich zu gestalten und miteinander zu verbinden. Maßgeblich für die Neugestaltung ist dabei eine barrierefreie Erschließung der gesamten Anlage, da das Quartier durch eine starke Topographie gekennzeichnet ist.
KONZEPTIDEE
Im Zentrum des Entwurfes für die Freiflächen steht die Idee einer charakterstarken, identitätsstiftenden Quartiersmitte. Die „Grünen Kaskaden“ greifen die Topographie des Areals als prägende Freiraumtypologie auf und schaffen in zentraler Lage vielfältige, generationsübergreifende und barrierefreie Freiraumnutzungen für die Bewohner des Quartiers.
Die beiden Eingangsbereiche im Westen und Osten werden dabei im Zusammenspiel mit der Quartiersmitte zu einem freiräumlichen „Dreiklang“ entwickelt. Der westliche Eingang im Bereich der KITA wird als kleiner Spielhain gestaltet, der Bereich im Umfeld des Hohnderfeldbaches als naturnaher Spiel- und Aktionsraum. Die begrünte Erschließungsstraße bildet die selbstverständliche Verbindung dieser drei räumlichen Schwerpunkte innerhalb des Quartiers.
Der vorhandene Baumbestand wird nach Möglichkeit erhalten und durch Aufarbeitung und ergänzende Baumneupflanzungen komplettiert. Durch die punktuelle Einbringung von einheimischen Bäumen mit besonderen Blatt- und Blühaspekten in den Eingangssituationen des Quartiers sowie in der Quartiersmitte entsteht eine gestalterische Akzentuierung sowie eine optische Abgrenzung zwischen den unmittelbar angrenzenden Wohngebieten im Westen, dem Gewerbegebiet im Osten und den zukünftigen Bauflächen.
QUARTIERSMITTE – „GRÜNE KASKADEN“
Die Quartiersmitte ist in ihrer Lage durch die vom Süden nach Norden stark abfallende Topografie geprägt und wird durch die viergeschossige Wohnbebauung gerahmt. In ihrer zentralen Lage dient die Quartiersmitte als sozialer Interaktionsraum für unterschiedliche Alters- und Gesellschaftsgruppen. Als Treffpunkt bieten die großen, zusammenhängenden Grünflächen im Herzen der Anlage ganzjährig Raum für unterschiedliche Nutzungen. Beispielsweise Märkte, Sommerfest, Weihnachtsbazar bis hin zu Schul-, Sport-, und Vereinsnutzungen.
Die barrierefreie Erschließung der Julius-Leber-Straße wird durch eine kompakte Rampenanlage hergestellt, die sich selbstverständlich in den Böschungsbereich einfügt. Die „Quartiersterrassen“ bieten neben ihrer Funktion als städtebauliches Verbindungsglied durch die Integration von Sitzstufen und im Jahreszeitenwechsel blühender Vegetation einen abwechslungsreichen und qualitativen Ort zum Verweilen und Kommunizieren. Die „Quartierswiese“ ist in ihrer Funktion als zentral gelegene Grünfläche ein wichtiger „Trittstein“ innerhalb der „Grünen Kaskade“ und bietet den Anwohnern die Atmosphäre eines vielfach nutzbaren Gemeinschaftsgartens. Der Übergang zwischen öffentlichem Raum und den angrenzenden privaten Flächen wird dabei harmonisch durch den Einsatz von Heckenpflanzungen geschaffen. Die offenen Rasenflächen in der neuen Quartiersmitte sind durch leichte Ausmuldungen in der Lage das anfallende Regenwasser der Umgebung gemäß des Überflutungsnachweises aufzunehmen und zurückzuhalten.
QUERUNGSBEREICH STRASSE
Die sichere Querung der Erschließungsstraße ist besonders in der Quartiersmitte von großer Bedeutung. Durch die Pflasterung der Fahrbahn im Querungsbereich entsteht punktuell ein platzartiger Charakter. Diese barrierefreie Mischverkehrsfläche signalisiert dem Autofahrer, hier besonders vorsichtig zu fahren und auf Fußgänger zu achten.
SPIELANGEBOTE
Die großzügigen Rasenflächen der Quartiermitte sind bewusst offengehalten und bieten ein freies Spielen für Kinder und Menschen aller Altersgruppen. Der Spielplatz für die 0-14-Jährigen wird innerhalb des nördlichen Teils der Grünen Kaskade positioniert. Durch die tiefergelegene Verortung dieser Spielfläche und die Ausbildung einer Böschung in Richtung Erschließungstraße entsteht wie selbstverständlich eine geschützte Situation. Eine Rahmenpflanzung (ggf. in Kombination mit einem Zaun) könnte den Spielplatz bei Bedarf weiter einfrieden.
Den nördlichen „Kopf“ und Abschluss der Kaskade bildet ein kleiner Platz mit Sitzangeboten und einem bodengleichen Fontänenfeld, das eine besondere Anziehungskraft entwickeln kann. Die südlichste „Rasenscholle“ innerhalb der Quartiersmitte im Übergang zu den Quartiersterrassen kann mit Outdoor Fitness Geräten erweitert werden und spricht eher ältere Kinder und Jugendliche an. Diese Altersgruppe kann ebenfalls den durch einen Rundweg an die Quartiersmitte angeschlossenen „Bolzplatz“ im Südosten des Gallwitzareals nutzen, ohne dabei die Ruhe im Quartier zu beeinträchtigen.
FREIFLÄCHE HOHNDERFELDBACH
Durch die Freilegung des Hohnderfeldbaches und der Integration in die naturnahe Neugestaltung seiner Umgebung entsteht im Südosten des Gallwitzareals ein Ort zum Verweilen, Ausruhen, Spielen und Natur genießen. Die landschaftlich und pflegeextensive Gestaltung der Grünflächen ist durch einen in wassergebundener Wegedecke ausgeführten Rundweg an die Anlage angeschlossen. Somit sind die offene Spielwiese, der kleine Platz am Hohnderfeldbach und Bolzplatz sicher fußläufig zu erreichen.
ERSCHLIESSUNG
Die Grundlage des Erschließungskonzepts basiert auf den Vorgaben des vorhergegangenen Architekturwettbewerbs und berücksichtigt die geplanten Hauszugänge und deren Erschließung, TG-Ein- und Ausfahrten. Ebenfalls wurden die weiteren Festsetzungen im Bebauungsplan mit der Option zukünftiger Baufelder berücksichtig und in die Planung integriert. Im öffentlichen Straßenraum sind insgesamt 93 Parkplätze und 62 Fahrradabstellplätze vorgesehen. Optional können Teilbereiche für Car-Sharing ausgewiesen oder mit E-Ladesäulen erweitert werden. Durch ihre ebenengleiche Anbindung an die Rettungswege ist die Erreichbarkeit aller Flächen der Quartiersmitte für Pflegefahrzeuge sichergestellt. Die offenen Rasenflächen in der neuen Quartiersmitte sind durch leichte Ausmuldungen in der Lage das anfallende Regenwasser der Umgebung gemäß des Überflutungsnachweises aufzunehmen und zurückzuhalten.