SITUATION UND ZIELE
Das zu planende Areal liegt im Sanierungsgebiet Stuttgart 28 Bismarckstraße und soll als zentraler Platz des Bezirks West aufgewertet werden. Aufgrund der infrastrukturellen Gegebenheiten ist der Platz heute stark vom Verkehr dominiert und stellt einen innerstädtischen Freiraum mit nur geringem Aufenthaltswert dar. Sowohl die Schwabstraße, als auch der Einmündungsbereich der Bismarckstraße (heutiger Taxistand) zergliedern den Platz in verschiedene Teilbereiche. Hinzu kommt die bestehende Wegeführung, welche zusätzlich zur Fragmentierung des Platzes beiträgt. Es fehlt die Verbindung zur angrenzenden Bebauung, sodass die gesamträumliche Wahrnehmung stark eingeschränkt ist. Aus großmaßstäblicher Sicht ist die übergeordnete Grünverbindung vom Leipziger Platz bis hin zum Park am Gesundheitsamt nicht vorhanden.
Um die Aufenthaltsqualität sowie auch die Nutzbarkeit des Bismarckplatzes zu steigern, gilt es eine klare und robuste Grundstruktur zu entwickeln, die einerseits bestehende Funktionen (z.B. Wochenmarkt, Bushalt etc.) integriert, neue Multifunktionalität ermöglicht und gleichermaßen auch die Wahrnehmung und Erlebbarkeit des Raumes deutlich verbessert – vom Straßenraum zum identitätsstiftenden Quartiersplatz mit hoher Aufenthaltsqualität und flexibler Nutzbarkeit für alle Generationen.
KONZEPT „GRÜNE STADTBÜHNE“
Der Bismarckplatz stellt mit seiner guten Anbindung an das städtische Nahverkehrsnetz und dem Wochenmarkt einen potentiellen Begegnungsort für das öffentliche Leben der Bürgerinnen und Bürger im Stuttgarter Westen dar. Der Bezirk entwickelt sich zunehmend zu einem attraktiven Lebensraum für junge Familien, Studenten und Künstler. Vor diesem Hintergrund schafft unser Entwurf eine zentrale und offene Freifläche in der Gestalt eines großzügigen Quartiersplatzes. Der konzeptionelle Leitgedanke des Entwurfes ist die Kreation einer „grünen Stadtbühne“. Diese neue kommunikative Mitte soll zum nachbarschaftlichen Austausch, Naherholung und auch zur freien Aneignung einladen. Die neue Raumzonierung und der klare Gestus verleihen dem Bismarckplatz neue Qualität, Nutzbarkeit und Identität.
Durch die Verlegung der Schwabstraße entsteht eine großzügige Platzfläche im östlichen Bereich, die das Herzstück des Entwurfes bildet. Die niveaugleich ausgeführte Schwabstraße wird integrierter Bestandteil des Platzes und quert jetzt in einem angemessenen Verhältnis zur nutzbaren Fläche den Platz. Zusammen mit dem Kirchenvorplatz der St. Elisabeth Kirche werden die Platzbereiche über einen einheitlichen Bodenbelag miteinander verbunden. Durch den Erhalt von Bestandsbäumen in Kombination mit gezielten Neupflanzungen wird der gesamte Platz durch einen „lockeren Baumhain“ gerahmt und erhält einen ausgesprochen grünen und freundlichen Charakter. Die attraktiven Fassaden der umliegenden gründerzeitlichen Bebauung und der Kirche kommen durch die lockere und transparente Anordnung der Bäume als „äußerer Rahmen“ angemessen zur Geltung. Der Baumhain führt den grünen Charakter der Elisabethenanlage nahtlos auf dem Platz weiter.
Die als Rasenfläche ausgebildete „Grüne Stadtbühne“ vermittelt als „nivelliertes Plateau“ innerhalb der bestehenden Topographie und bildet in der ansonsten geneigten Platzfläche eine nahezu ebene Fläche aus. Im Nord-Osten und Süd-Westen ist die Rasenfläche durch großzügige Freitreppen flankiert, die einerseits zur Schwabstraße hin einen schützenden Charakter entwickeln und andererseits zur Elisabethenanlage einen pointierten Auftakt des Platzes setzen. Im Nord-Westen und Süd-Osten ist die zentrale Rasenfläche großzügig barrierefrei zu erreichen. Die zentrale Quartierswiese wird von dem Baumkarree und einem Aktionsband gerahmt. Dieses Aktionsband wird als multifunktionale Fläche verstanden und kann flexibel auf zukünftige Entwicklungen des Quartiers reagieren. Der derzeitige Entwurf formuliert den Gedanken eines „Gastro-Gürtels“.
In unregelmäßigen Abständen schneiden sich wassergebundene Flächen in den vergleichsweise kleinformatigen Belag. Diese Flächen beherbergen zum Teil Bäume und bilden kleinere Aufenthaltsinseln, welche als Außenbereiche zukünftiger Gastronomen, als Spielinseln für Kinder, aber auch als Fahrradabstellplätze genutzt werden können (optional 5 PKW Stellplätze). In Kombination mit Außengastronomieflächen direkt vor den Fassaden wird der Platz durch den „Gürtel“ von seinen Rändern aus vielfältig bespielt und umschließt die großzügige und frei bespielbare Mitte der „grünen Stadtbühne“. Das Toiletten- und Trafohäuschen kann perspektivisch zu einem gastronomischen Pavillon aus- bzw. umgebaut werden, um den Platz weiter zu beleben.
Westlich der Schwabstraße wird der Charakter und die Materialität des Gürtels aufgegriffen und mit Sitzmöglichkeiten unter den Bäumen vor der Kirche kombiniert. Die erhaltenswerten Bestandsbäume werden hier ebenfalls integriert und zusätzlich durch robuste und pflegeextensive Staudenpflanzungen ergänzt. Dadurch entstehen neue Aufenthalts- und Wartebereiche an den Bushaltestellen und dem Kirchenvorplatz. Die Wochenmarktnutzung bleibt dabei uneingeschränkt möglich.